Zak van Biljon
Modernising Nature

Ausstellung:
29. August bis 11. Oktober 2025

Vernissage:
Donnerstag, 28. August 2025, 18.30 Uhr
Einführung durch Gwendolyn Fässler, Kunsthistorikerin

Artist Talk:
Samstag, 20. September 2025, 15 Uhr

Finissage:
Samstag, 11. Oktober 2025, 13 bis 17 Uhr

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Freitag 17 bis 19 Uhr
Samstag 13 bis 17 Uhr
oder nach Vereinbarung


Modernising Nature
Um einen unverbrauchten Blick auf die Schönheiten der Natur zu erhalten, ging Zak van Biljon über das sichtbare Spektrum hinaus. Das Ergebnis sind Bilder von einer unerhörten Lebendigkeit.

Die Technik
Die angewandte Fototechnik wurde ursprünglich für militärische Überwachung und die Vermessung von Nutzpflanzen entwickelt. Sie fängt Licht im nahen Infrarotbereich ein: Infrarot bezeichnet Wellenlängen der elektromagnetischen Strahlung, die zwischen dem liegen, was wir als rot sehen, und der längerwelligen Strahlung, die für die Wärmebildgebung verwendet wird.
Das Pigment in den Blättern der Pflanzen – das Chlorophyll – absorbiert sichtbares Licht stark, da es als Energiequelle bei der Photosynthese genutzt wird. Die Zellstruktur der Blätter hingegen reflektiert das Infrarotlicht besonders stark. Das liegt daran, dass eine starke Absorption zu einer Überhitzung der Pflanze und möglicherweise zu einer Schädigung des Gewebes führen würde. Das menschliche Auge ist nicht dazu in der Lage, infrarotes Licht wahrzunehmen. Doch genau diese reflektierte Energie reagiert mit infrarotempfindlichem Material und erzeugt elektrische Rosa- und kräftige Rottöne.

Das Konzept
Unsere Vorstellung von Landschaft überschneidet sich nicht zwangsläufig mit der „realen“ Landschaft. Denn nichts existiert für sich allein, sondern nur durch unsere Wahrnehmung. Diese Wahrnehmung unterliegt sowohl der individuellen Beobachtung als auch der Einordnung des Gesehenen.
Die Einordnung wiederum ist stark abhängig von den Bildern, mit denen wir täglich konfrontiert werden. Das berühmte Windows-Desktop-Hintergrundbild „Bliss“ und andere ähnliche Motive sind zu einer Art von Natur geworden, von der wir glauben, sie sei die „wahre“ Natur – auf eine idealisierte Weise unverbraucht.
Naturaufnahmen versuchen nicht unbedingt, die Natur zu verfälschen, sondern spiegeln unsere Wahrnehmung der Natur wider. Aber welches Bild von Natur haben wir überhaupt? In den sozialen Netzwerken tauschen die Nutzer Myriaden gefilterter Fotos von der Natur aus – oder von dem, was ihrer Meinung nach Natur sein müsste.
Während der heutige Mensch permanent der unwiderstehlichen Anziehungskraft hell erstrahlender nächtlicher Städte und leuchtender Bildschirme ausgesetzt ist, erhält diese künstliche Welt etwas Reales. Gleichzeitig mutiert die Realität mithilfe von Technologie – wie etwa gefilterten Instagram-Bildern – zu einem regelrechten Hype. So wird die Natur sowohl als Realität als auch als Konzept zufällig.

Die Bilder
Wir brauchen im 21. Jahrhundert eine neue Sicht auf die Natur – so wie die Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts, die mit der Industrialisierung konfrontiert waren. Die zunehmende Verstädterung der Menschheit beendet in diesem Jahrhundert ein für alle Mal unsere ursprüngliche symbiotische Beziehung zur Natur. Die Städte wachsen zu Megastädten heran, mehr als die Hälfte der heutigen Bevölkerung wird in Städten geboren, und diese neuen Generationen sind technologisierte Generationen, die auf Komfort ausgerichtet sind – jedoch zu dem Preis, von der Natur „befreit“, vielleicht sogar von ihr entfremdet zu sein.
Doch niemals kann sich die Menschheit von der Natur lösen, geschweige denn befreien.
Die lebhaften Rosa- und Rottöne in Zak van Biljons Werk werden daher jene neonbeleuchteten Stadtbewohner anziehen, die glauben, die Natur überwunden zu haben – und die dennoch unbewusst an die Natur da draußen erinnert werden. Seine Kunst will, dass sich der Betrachter beim Anblick der scheinbar unwirklichen Welt seiner Fotografien an die reale Landschaft erinnert.

Rhônegletscher, Wallis, 2022 © Zak van Biljon

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10 Jahre Galerie 94